Ausstellungen

 

ICH NEHME MIR ZEIT Wahrnehmungen durch ein Weberauge

ZEIT –  ein Begriff, der uns andauernd begegnet, meistens in dem Zusammenhang, dass wir denken, keine zu haben.

Mir ist der Begriff aktuell begegnet als Aufgabenstellung zu einem Kunstwettbewerb. Ich habe Zeit auf die Natur bezogen, nicht auf technische Daten. Mein Leben ist nicht von Technik bestimmt. Trotzdem fängt man an, viel Zeit zu geben für Dinge, die nicht so wichtig sind, wie wir denken oder nur unter einem bestimmten Aspekt. Computer, Telefone, Autoverkehr .... alles nimmt sich Zeit, unsere Zeit.

Ich wollte Zeit darstellen mit meinen Mitteln, mit Kette und Schuss am Webstuhl. Als Kette nahm ich dünne Nähseide, als Schuss Leinen, teilweise ikatiert oder bemalt und Pflanzenstängel. Dicke Stängel – fast wie Bambus, aber einheimisch, Unkraut. Im Sommer grün mit roten Sprenkeln, später harte, verholzte Röhren und braun.

Es ist ein interessantes Gewebe entstanden, das ich vor meiner Werkstatt an der sonnen beschienenen Bretterwand aufgehängt habe.

Durch meine Kamera habe ich den Stoff betrachtet, Eindrücke gesammelt und mit der Zeit neue Dinge entdeckt. Kleinigkeiten, Veränderungen – um genau hinzusehen braucht man Zeit, und wenn es nur jeden Tag einige Minuten sind.

Mein Augenmerk lag auf den Farben und Strukturen des Stoffes. Durch die Fotografien, oft starke Vergrößerungen und Gegenlichtaufnahmen kamen neue Ideen. Tageslicht, Mondlicht, Wetter.

Der Stoff wurde im Garten für mehrere Wochen an einem Metallrahmen befestigt. Früh morgens, nachts bei Vollmond, hart gefroren mit Morgensonne – verschiedene Blickwinkel und Licht aus verschiedenen Richtungen, rücken das Gewebe in völlig neues Ansehen. Ich sehe durch den Stoff hindurch Blätter und Silhouetten von Baumstämmen. Ich merke, wenn ich mich aus meinen Terminplänen, Verpflichtungen, Aufgaben herauslöse und stehenbleibe – es gibt Dinge, die sind da, unabhängig von der Zeit, gestern – heute – morgen.

Die Bilder, die entstehen zeigen Zeit, Jahreszeiten, Tageszeiten, Regenzeiten .......

Um einen Bogen zu finden zu meiner Person, habe ich in meinen Gedanken geblättert. Was ist mir wichtig ? Es gibt Augenblicke, die entscheidend sind oder klein, aber schön. Es gibt Botschaften, die man nicht übersehen sollte, lieber Zeit nehmen und spüren. Älterwerden nach Gefühl, mal sehen was passiert mit der Zeit.

Das Ende des Bogens spannt sich bei mir zu den Menschen. Beziehungen verändern sich; man muss daran arbeiten, warten, sich gedulden, drängen  ....... mit der Zeit geht das Leben seinen Weg.

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Die Ausstellung besteht aus 15 Tafeln mit je drei Fotografien und einem freistehenden Metallständer mit einem transparenten Stängelgewebe.

2005 mit dem 3. Preis im Wettbewerb "Zeit" der Stadt Kulmbach ausgezeichnet.

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